Amateurfunk digital: D-Star


Seit ein paar Jahren interessiere ich mich auch wieder mehr für die digitalen Betriebsarten im Amateurfunk. In den 80ern benutzte ich meinen C64 und einen selbst aufgebauten TNC (eine Art Modem; Platinen kamen von DB3IG, die Software aus den U.S.A.), um in dem "Funk-Internet" Packet Radio aktiv zu sein. Weitere Infos hier.

Jetzt interessierte mich APRS (Automatic Packet Reporting System by Bob Bruninga, WB4APR) und D-Star (Digital Smart Technologies for Amateur Radio, entwickelt von japanischen Funkamateuren und ICOM). APRS dient dazu die Position und z.B. Wetterdaten einer Funkstation weltweit abrufbar zu machen. D-Star ist ein System, in dem die Sprache digital übertragen wird. Durch die Einbindung des Internets kann die Sprache dadurch weltweit übertragen werden. Das bedeutet man kann mit dem Handfunkgerät im Garten sitzen und sich mit einem Funkfreund z.B. in Australien unterhalten. Auch bei D-Star ist die Übertragung von Daten (z.B. Position) möglich. Um diese relativ neue Technik kennen zu lernen, kaufte mir das kleine, rote Gerät rechts im Bild.


26 Jahre Entwicklung ! Links das analoge 2m/70cm, 5 Watt Gerät von 1989: Gewicht 550 gr. (mit kleinem Akku), 52 Seiten Bedienungsanleitung, Preis damals 1025 DM. Rechts das digitale und analoge 2m/70cm, 5 Watt Gerät von 2015: Gewicht 275 gr., mit GPS und MW/UKW Radio, 104 Seiten Grundlagenhandbuch und 408 Seiten Detailhandbuch (für das Radio allein 22 Seiten Anleitung !), Preis 525 Euro.


Da die Reichweite von Handfunkgeräten eher gering ist, benutzt man sogenannte Relais. Diese sind auf hoch gelegenen Standorten montiert, empfangen das Signal des Handfunkgerätes und senden es auf einer anderen Frequenz wieder aus. Damit sind dann einige zig Kilometer zu überbrücken. Um solche Relais erreichen zu können, setzte ich die kleine weiße Antenne auf meinen Antennenmast. Damit kann ich analoge und digitale Relais in meiner Umgebung erreichen. Diese stehen etwa auf dem Aschberg bei Rendsburg, dem Bungsberg in Ostholstein, dem Fernsehturm in Kiel oder dem Marine Ehrenmal in Laboe. Um Laboe in ca. 5 km Entfernung zu erreichen, kann ich die Leistung des Gerätes auf 0,5 Watt reduzieren, was den Akku sehr viel länger durchhalten lässt. Mit dem kleinen Handfunkgerät (angeschlossen an die auf dem Dach montierte Antenne) stelle nun eine Verbindung zum Relais in Laboe her. Dieses Relais ist per Internet wiederum mit vielen anderen Relais verbunden. Das ist ein großer Vorteil von D-Star: Während man heute (zumindest in Norddeutschland) oft vergeblich auf den "alten" analogen Relais ruft, ist auf dem Relaisverbund von D-Star meist sofort ein Gesprächspartner zur Stelle. Gerade sprach ich mit einem Funkamateur im süden Niedersachsens, der gerade mit seinem Hund unterwegs war und sein Handfunkgerät eingesteckt hatte. Er benutzte das gleiche Gerät wie ich.


Die kleine Antenne auf dem Mast. Als Antennenfuß dient eine umgebaute Masthalterung. So sitzt die Antenne genau auf dem Mast und das Kabel geht geschützt und gerade in das Mastrohr. Auf diesem Foto fehlt der KW-Dipol, für Wartungsarbeiten hatte ich ihn abgebaut.


Um mit dem D-Star-Gerät aktiv zu werden, musste ich mich erst in die Materie "D-Star" einarbeiten. Die Technik und somit ihre Bedienung ist doch ganz anders als in der analogen Welt. Im Internet fand ich viele Infoseiten, mit den Grundlagen der D-Star-Technik. Auch für die Registrierung meines Rufzeichens im D-Star-System fand ich eine gute Anleitung. Ohne Einarbeitung und Manual lesen wird man hier nichts! Einfach mal schnell das Gerät einschalten und losfunken geht zumindest im digitalen Teil nicht. Die Grundanleitung wird noch in Papierform und deutscher Sprache mitgeliefert. Wer das Gerät wirklich kennen lernen will, benötigt aber auch die englischsprachige 408 Seiten starke "Anleitung für Fortgeschrittene". Zum Glück gehöre ich zu den Menschen, die Spaß am Lesen einer Anleitung haben! Gestern Abend war z.B. die Einbindung und Aussendung der GPS Position dran. Um die GPS Nutzung des Gerätes voll zu durchschauen, werde ich jedoch mehrere Abende benötigen. Da beschränkt man sich dann eben auf das Wesentliche und konfiguriert das Gerät so, wie es erstmal sinnvoll erscheint. Die GPS Loggerfunktionen sind dann später dran... Toll was dieses kleine Gerätchen so alles kann!!! Macht Spaß!


Mein DStar Hotspot entwickelt von einem belgischen Funkamateur, hier verbunden mit dem Reflektor REF006C (ein Zusammenschluss von vielen Relais).


Um das neue Handfunkgerät überall im Haus und auf dem Grundstück mit der kurzen Antenne und kleinster Sendeleistung (= lange Akkulaufzeit) betreiben zu können, habe ich diesen kleinen Hotspot beschafft. Er funktioniert wie ein W-LAN Hotspot z.B. im ICE oder einem Restaurant. Mit einem Kabel ist er über meinen W-LAN Router mit dem Internet verbunden. Ich habe das Gerät so eingestellt, dass es auf 430,3750 MHz sendet. Diese Frequenz stelle ich dann in meinem Handfunkgerät ein. Alles was nun aus dem D-Star-Netz kommt, sendet der Hotspot aus und ich kann es mit dem Handfunkgerät empfangen. Umgekehrt empfängt es die Aussendungen meines Handfunkgerätes und gibt die Daten in das D-Star-Netz weiter. Den Hotspot kann ich Fernsteuern, indem ich mit meinem Handfunkgerät Kommandos an ihn aussende.

Dieses Gerät ermöglich es einem Funkamateur, ganz ohne Antennen auf dem Haus, dass D-Star-Netz zu nutzen. Er benötigt dazu nur noch ein kleines, digitales D-Star-Funkgerät. Ich habe damit schon nette Verbindungen mit Funkamateuren in ganz Deutschland - vom Sofa aus - geführt. Hoher Spaßfaktor !